Helgoländer Kegelrobbenbabies – Presswürste mit Stupsnase

Kegelrobbenweibchen mit 2 Wochen altem Jungen

Mein erster Versuch, neugeborene Kegelrobben auf der Helgoländer „Düne“ zu fotografieren, war im Dezember 2009 auf grandiose Weise gescheitert.
Ich saß damals über die Weihnachtfesttage sechs Tage im Hotelzimmer auf der Hochseeinsel und wartete vergebens auf eine verbesserte Wetterlage. Die gesamte Zeit meines Aufenthalts blieb es bei prasselndem Dauerregen, 6-7 Windstärken und Temperaturen kurz über dem Gefrierpunkt, so dass die Fähre zur Überfahrt auf die benachbarte Düneninsel ihren Dienst quittierte und ich gänzlich unverrichteter Dinge wieder abziehen musste – eine Helgolandtour der fotografisch und auch sonst wenig ergiebigen Sorte, dazu noch eingerahmt von spektakulären Fährüberfahrten auf MS „Funny Girl“ über tosende Nordseewellen.
Ich hielt mich bis dahin für einigermaßen seefest, aber was ich damals auf der Hinfahrt um mich herum an Halbverdautem aus grau-grünen Gesichtern fallen sah, ließ meine Kiemendeckel doch beträchtlich klappern. Ich musste mich eisern auf den hoch und runter wandernden Horizont konzentrieren, um nicht auch im Chor der Leidenden mitzusingen.
2010 den Hochseeinseltripp zur Jahreswende wiederholen? Musste nicht sein. Soooooo interessant waren Robbenbabies nun auch wieder nicht.

Aber nun, nachdem zwischenzeitlich langes Gras über die dunkle Erinnerung an Weihnachten 2009 gewachsen war und ich seitdem immer mal wieder erholsame Sommertage mit Weitblick nach außen und innen auf meiner deutschen Lieblingsinsel verbracht hatte … Warum nicht noch mal im Winter nach Helgoland?
Und im übrigen sollen Kegelrobbenbabies ja besonders niedliche Stupsnasen haben …

Also kurz entschlossen für den Jahreswechsel 2015/16 ein Quartier gebucht und auf ruhiges Wetter spekuliert.
Mit dem nagelneuen modernen MS „Helgoland“ hatte die Reederei Cassen Eils ab dem 15. Dezember 2015 den Winterfährverkehr zwischen Cuxhaven und der Insel übernommen. Ein elegantes Schiff mit zeitgemäßer Ausrüstung und Stabilisatoren gegen die Unbilden der Nordsee. Und somit in der Lage, die Hinfahrt bei Windstärke 4-5 zum Relax-Urlaub und die Rückfahrt immerhin bei Windstärke 7-8 (und aufkommenden unguten Erinnerungen) zumindest unspektakulär zu gestalten.

Dieses Mal waren sogar einige sonnige Abschnitte dabei, allen voran Neujahr 2016, ein ruhiger Tag mit vorfrühlingshaften Temperaturen um +10 Grad.
Ideal für Robbenfotografen.

Kegelrobbenweibchen bekommen ihre Jungen zwischen Oktober und Dezember. Sie säugen ihre hungrig am Sandstrand wartenden Kinder mit extrem fettreicher Milch, so dass die Neugeborenen innerhalb von nur 3 Wochen ihr Geburtsgewicht mehr als verdoppeln. Nun einer weißen Presswurst nicht unähnlich, können sie – durch eine dicke isolierende Fettschicht vor der kalten Nordsee geschützt – ihren Müttern erstmalig zur Nahrungssuche ins Wasser folgen.
Die örtlichen Naturschutzverbände legen den Besuchern der Insel nahe, eine Distanz von 30 m nicht zu unterschreiten, um die Tiere nicht unnötig zu beunruhigen. Dank Teleobjektiv an meiner Kamera war ich dennoch nah am Geschehen.

Zu meiner Fotogalerie von Helgoländer Kegelrobben und Seehunden geht es hier.